Haubrichs 30-Meter-Knaller ist der Schlüssel
Der Start in die Saison 2014/15 als Aufsteiger in die Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar
war für die Spvgg EGC Wirges wie ein Sprung ins eiskalte Wasser nach einem Saunabad.
Die Partie gegen die TSG Pfeddersheim war noch nicht einmal drei Minuten alt, da
sahen sich die Westerwälder bereits mit 0:1 im Hintertreffen. Doch gleichzeitig setzte,
wie in der richtigen Sauna, die belebende Wirkung des kalten Wassers ein, und nur
drei Minuten später hieß es bereits 1:1. Dieses Ergebnis hatte auch zur Pause noch
Bestand, schmeichelte jedoch den Gästen, denn die Westerwälder setzten in technischer,
spielerischer und mannschaftlicher Hinsicht die Ausrufezeichen, die sich dann nach
der Pause in drei weiteren sehenswerten Treffern zum 4:1-Auftaktsieg niederschlugen.
Doch der Reihe nach: Fraglos war es ein gutes Fußballspiel vor 350 Zuschauern in
Wirges, das mit einem Paukenschlag begann: Nach nur 30 Sekunden vergab Lars Bohm
für die Spvgg eine Großchance und musste dann zusehen, wie kurz darauf seine Abwehr
den Ball vertändelte und Mathias Tillschneider Spvgg-Torwart Agim Dushica beim 0:1
keine Abwehrchance ließ (3.). Doch der Jubel der Rheinhessen wurde nur 180 Sekunden
später jäh gebremst, als Rückkehrer Bohm den Neuzugang Marvin Sauerborn auf die Reise
schickte und der beherzt zum 1:1 einschoss.
Von diesem Zeitpunkt an diktierten die Wirgeser mehr und mehr das Geschehen und ließen
der TSG meist die Zuschauerrolle. Und die Gäste schwächten sich nach 37 Minuten selbst,
als nun Sauerborn für Bohm auflegte und der von TSG-Torwart Thorsten Müller von den
Beinen geholt wurde: Rote Karte für Müller und Elfmeter. „So ist sie nun mal, die
Regel“, meinte TSG-Trainer Norbert Hess. „Aber mit ein wenig Fingerspitzengefühl
hätte der kleinliche Schiedsrichter, da keine Absicht erkennbar war, auf die Rote
Karte verzichten können.“ Tat Stephan Spengler aus Nalbach aber nicht, und so hieß
das Duell Lukas Haubrich gegen TSG-Einwechseltorwart Kevin Krezdorn. Haubrich schoss
schwach, und Krezdorn reagierte gut – es blieb beim 1:1 zur Pause.
In der zweiten Halbzeit machte sich dann mehr und mehr die nummerische Überlegenheit
der Gastgeber bemerkbar. Aber gegen die tief stehende Gästeabwehr tat sich das junge
Kohler-Team 20 Minuten lang recht schwer, bis Lukas Haubrich den Schlüssel zum Bollwerk
fand. Er zog aus 30 Metern ab, und sein Schuss schlug genau im Torwinkel ein (68.).
Nun machte sich bei den Pfeddersheimern Resignation breit, die Treffer drei und vier
waren die logische Folge der Wirgeser Überlegenheit. Zunächst verlängerte Marian
Kneuper einen Eckball von Sören Klappert unhaltbar zum 3:1 ins lange Toreck (79.),
dann setzte der eingewechselte Daniel Bode nach einem Traumpass von Yannik Finkenbusch
den Schlussakkord zum 4:1 (84.).
Da war selbst der Oberliga-erfahrene Spvgg-Torwart Agim Dushica ein wenig überrascht
über die Art und Weise, wie der Erfolg von der gesamten Mannschaft herausgespielt
wurde: „Das war ganz toll. Dass die Jungs Potenzial haben, das wissen wir. Aber dass
wir bereits im ersten Spiel eine solche Leistung abrufen würden, das hat auch mich
überrascht.“ Weniger überrascht, aber sichtlich stolz verlagerte Trainer Jürgen Kohler
das 4:1 zunächst auf die sachliche Ebene: „Wir haben drei Punkte, nicht mehr, aber
auch nicht weniger.“ Um dann doch auch den Emotionen einen Spielraum zu geben: „Das
war schon toll. Wir haben über 80 Minuten den Ton angegeben und guten Fußball geboten.
Gut, Pfeddersheim war in Unterzahl und hat uns das Leben dennoch schwer gemacht.
Aber wir haben die Aufgabe gelöst und all das gezeigt, was wir uns im Training erarbeitet
haben. Die Neulinge sind voll integriert, und auch der zweite Anzug sitzt, das haben
die Einwechslungen gezeigt. Das freut mich ganz persönlich.“
Dagegen passt der komplette Anzug in Pfeddersheim noch ganz und gar nicht. Trainer
Hess: „Heute hat sich gezeigt: Die Neulinge bereichern die Oberliga. Und wir erwarten
nun Saar 05 Saarbrücken. Bis dahin müssen wir die Wunden lecken, die wir uns in Wirges
eingehandelt haben.“ Auch eine Art Kompliment für die Westerwälder.
Peter Armitter
Quelle: Rhein-Zeitung
Wirges: Dushica - Haubrich (68. Fink), Hundhammer, Kneuper, M. Hannappel - Rinker,
Sauerborn - Bohm, Finkenbusch, Kaya (79. Bode) - S. Klappert (84. Schnug)
Pfeddersheim: Müller - Tillschneider, Ludwig, Oswald, Stiller (81. Schittenhelm)
- Krist, Litzel, Kaster, Seyfert (38. Krezdorn), Klotz - Gotel (67. Mo Amar)
Schiedsrichter: Stephan Spengler (Nalbach)
Zuschauer: 350
Tore: 0:1 Mathias Tillschneider (3.), 1:1 Marvin Sauerborn (6.), 2:1 Lukas Haubrich
(68.), 3:1 Marian Kneuper (79.), 4:1 Daniel Bode (85.)
Rote Karte: Thorsten Müller (Pfeddersheim, 37.)